Mitte, Palast der Republik
Berlingeschichte . Mitte1973 wurde im Zentrum Berlins mit dem Bau des Palasts der Republik begonnen. Er sollte Raum für die DDR-Volkskammer sowie für kulturelle und gesellschaftliche Veranstaltungen bieten. Gebaut wurde auf einem Grundstück an der Spree in Nachbarschaft zum Berliner Dom, dem Gebäude des DDR-Staatsrats und dem Außenministerium der DDR. Zuvor hatte dort das im Krieg beschädigte und später von der DDR abgerissene ehemalige Berliner Stadtschloss gestanden.
Nach dem Abriss in den fünfziger Jahren wurde die Freifläche für Aufmärsche genutzt, in den sechziger Jahren wurden erste Überlegungen zur Neugestaltung des Bereichs angestellt.
Gebaut wurde der Palast der Republik nach Plänen eines Architekten-Kollektivs der Bauakademie unter Leitung von Heinz Graffunder mit Karl-Ernst Swora, Wolf-Rüdiger Eisentraut, Günter Kunert, Manfred Prasser und Heinz Aust. Die Bauzeit betrug rund 32 Monate. Offizielle Eröffnung war am 23. April 1976. Die Kosten wurden mit 485 Millionen DDR-Mark angegeben, nach internen Unterlagen und Schätzungen könnten sie aber rund das Doppelte betragen haben.
Das Gebäude, als erster freitragender Stahlskelettbau in der DDR errichtet, hatte eine Länge von 180 Metern und war 85 Meter breit. Die Höhe von 32 Metern entsprach etwa der der umliegenden Gebäude.
Mit seinen Veranstaltungsräumen und der Gastronomie war der Palast der Republik eine gut besuchte Attraktion, Familien- und Betriebsfeiern fanden hier ebenso statt wie Konzerte von DDR-Gruppen wie den Puhdys, Stern-Combo Meißen, Karat, Pankow oder Silly und internationalen Künstlerinnen und Künstlern wie Santana, Harry Belafonte, Mireille Mathieu oder Miriam Makeba. Das DDR-Fernsehen übertrug aus dem Palast Großveranstaltungen, etwa „Ein Kessel Buntes“ mit Helga Hahnemann. Zum Teil fanden Auftritte wie der von Udo Lindenberg vor einem ausgewählten Publikum aus Mitgliedern der Jugendorganisation FDJ statt. Zwischen 1000 und 4500 Sitzplätze standen je nach Bestuhlung zur Verfügung. In der DDR verbanden sich mit dem Palast viele meist positive Erinnerungen mit den Veranstaltungen im Palast, der im DDR-Spott wegen seiner üppigen Innengestaltung „Erichs Lampenladen“ genannt wurde.
Mit der deutschen Einheit rückte 1990 die Asbestbelastung im Palast in den Blick. Bis zu 5000 Tonnen Spritzasbest waren beim Bau aufgetragen worden, um für Feuerfestigkeit zu sorgen, allerdings wurde beim Einbau zusätzlicher Stahlstützen die asbesthaltige Oberfläche aufgerissen und nur unzureichend wieder verschlossen. Die anstehende kostspielige Asbestsanierung führte dazu, dass auch ein vollständiger Abriss diskutiert wurde.
Die zwischen 1998 und 2003 durchgeführte Asbestsanierung ließ Fortbestand wie Abriss offen. 2003 entschied der Deutsche Bundestag, den Palast abzureißen, die Zwischenzeit mit einer Grünfläche zu überbrücken und schließlich mit dem Bau des Humboldt-Forums zu beginnen, das in seiner Form dem früheren Stadtschloss gleichen sollte und als Ausstellungsort zu einem Dialog über die Kulturen der Welt einladen sollte. Der Bundestag blieb trotz zahlreicher Einwände bei dieser Entscheidung. Nach künstlerischer Zwischennutzung und einem Abschiedskonzert der „Einstürzenden Neubauten“ begann am 6. Februar 2006 der Abriss. Im Dezember 2008 fand er seinen Abschluss.
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