Tag: Sanierung

KREUZBERGerLEBEN: achtziger Jahre

Ausblicke. 1984 im Kreuzberger Südwesten. Foto: Ulrich Horb

Ausblicke. 1984 im Kreuzberger Südwesten. Foto: Ulrich Horb

Zu Beginn der achtziger Jahre ist Kreuzberg im Umbruch.  Nach dem Bau der Mauer befindet sich der ehemalige Arbeiterbezirk am Rand der Stadt, die Grenze ist an vielen Stellen sichtbar.  Das Gewerbe, einst in den vielen Hinterhöfen zu Hause, wandert ab, Arbeitsplätze gehen verloren. Die Nachbarschaft ändert sich. Im Südwesten sind auf den abgeräumten Trümmergrundstücken Neubauten entstanden, im Südosten warten verfallende Altbauten auf den Abriss. Die Sanierung zerstört Nachbarschaften. Aber es gibt sie auch noch, die älteren Kreuzbergerinnen und Kreuzberger, die Hauswartsfrauen, die im Winter den Schnee von den Gehwegen kratzen, die Arbeiter, die in den Großdestillen einkehren, aus denen Rauch und Bierdunst auf die Straße drängt. Künstler zieht es in den Bezirk, Studentinnen und Studenten finden preiswerten Wohnraum.  In leerstehende Wohnungen ziehen Arbeiter, die aus Italien, Spanien oder der Türkei gekommen sind. Hausbesetzer reparieren notdürftig die Wohnungen in den Sanierungsgebieten und diskutieren politische Veränderungen. Es sind viele verschiedene Lebensmodelle, die hier aufeinander stoßen, mal im guten Einvernehmen, mal konfliktgeladen.

Achtziger Jahre in Kreuzberg: Flächensanierung. Foto: Ulrich Horb

Kreuzberg, SO 36: achtziger Jahre

SO 36 – das Kürzel steht für den alten Postzustellbezirk Südost 36, der den östlichen Teil Kreuzbergs umfasste. 1978 haben die Gebrüder Blattschuss mit ihrem kalauernden Erfolgssong „Kreuzberger Nächte sind lang“ noch das Milieu der Lebenskünstler beschworen. In den achtziger Jahren wandelt sich das Bild Kreuzbergs in der Öffentlichkeit drastisch. Leerstehende Altbauten, Hausbesetzungen, Gewaltausbrüche am 1. Mai, ein geplünderter und zerstörter Supermarkt –   einige wenige Bilder prägen ab 1980 nachhaltig Kreuzbergs Ruf über Berlins Stadtgrenzen hinaus.  Noch 1991 behauptete der bayerische  Ministerpräsident Max Streibl in der Auseinandersetzung um den Hauptstadtbeschluss, in einer „Hauptstadt Kreuzberg“ würde der „Mob“ mitregieren.  Hier finden Sie Fotos aus dem Kreuzberg der achtziger Jahre.

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