Happy Go Lucky Hostel: Alles nur Fassade?
Charlottenburg-Wilmersdorf84 Zimmer hat das Happy Go Lucky Hotel + Hostel Berlin am Stuttgarter Platz 17 nahe dem S-Bahnhof Charlottenburg. Und es hatte – lange Zeit zumindest – eine einzigartige Fassade.
Das Haus in Charlottenburg, erbaut 1897, diente viele Jahre als Pension und günstige Unterkunft für meist jüngere Berlin-Touristinnen und -Touristen, die sich an der leicht rotlichtigen Umgebung nicht störten. 2006 kaufte der Immobilien-Unternehmer Alexander Skora das Haus, hinter dessen rötlicher Fassade zuletzt das „Berolina Backpacker Hostel“ untergebracht war, von einem Berliner Getränkegroßhändler. Noch während der Vertrag verhandelt wurde, wurde die Fassade einheitlich orange gestrichen.
Im Januar 2012 meldete die Hostel-Betreiberin Insolvenz an. Skora übernahm für einige Zeit den Betrieb, ließ den alten Namen entfernen und dafür den Schriftzug „HappyGoLuckyHotel.com“ anbringen. Damit sollte ein neues hippes Publikum angesprochen werden. Der Name des Hostels „Happy Go Lucky“ stehe für Unbeschwertheit und Sorglosigkeit, so Skora. Der Bezirk sah im Schriftzug eine nicht genehmigte Werbung und setzte die Entfernung der Buchstaben durch.
Im Sommer 2016 verpasste der irische Künstler Dom Browne, beauftragt von Skora und Hotelbetreiber Dirk Jochheim, dem Hostel einen neuen fröhlich-bunten Fassadenanstrich mit vielen Smileys und dem großformatigen Schriftzug „Happy go Lucky Hearts“. Das Bezirksamt reagierte wenig amüsiert. Zwar wurde nach einem Wechsel der Zuständigkeit die zunächst angekündigte „äußerst restriktive“ Handhabung nicht sofort umgesetzt. Aber die vom Bezirksamt gewünschten Zugeständnisse, darunter die Fassadenpflege, festgeschrieben als Baulast im Grundbuch, sah Skora als Einschränkung der künstlerischen Freiheit, weil Änderungen der Farbgebung damit schwieriger geworden wären. Zu einer Einigung kam es nicht. Es folgte ein mehrjähriger Rechtsstreit.
2017 forderte der Bezirk den Hostel-Betreiber auf, das bunte Wandgemälde mit dem auffälligen Schriftzug einheitlich grau zu überstreichen. Skora klagte dagegen, das Verwaltungsgericht entschied im Sommer 2020 zugunsten des Bezirks. Das knallige Motiv lenke zu sehr von einem benachbarten denkmalgeschützten Gebäude ab.
2021 wollte Skora als Bürgermeisterkandidat der neugegründeten Partei BerlinBrains kandidieren, die sich u.a. für einen Abbau von Bürokratie einsetzen wollte. Der Landeswahlausschuss sah allerdings die Parteieigenschaft nicht als gegeben und ließ sie nicht zur Wahl zu.
Im August 2023 setzte das Bezirksamt dem Hostel eine Frist bis zum 1. Oktober 2023, in der der Eigentümer selbst für die Übermalung sorgen sollte. Der ließ das Ultimatum verstreichen…
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