Schmargendorf, Künstlerkolonie
Charlottenburg-WilmersdorfIn unmittelbarer Nähe zum Breitenbachplatz, zwischen Südwestkorso, Laubenheimer Straße, Kreuznacher Straße und Steinrückweg, entstand Ende der zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts eine Wohnsiedlung, die Bühnenangehörigen sowie Schriftstellerinnen und Schriftstellern preiswerten Wohnraum bieten sollte.
Die Pläne für eine von der Gartenstadt-Idee beeinflusste Siedlung – ohne düstere Hinterhöfe und mit einem großen zentralen Platz – nahmen 1924 ihren Anfang. Architekten waren Ernst Paulus und sein Sohn Günther. Grundsteinlegung war am 30. April 1927. Die notwendigen Mittel für den Bau brachten zu 75 Prozent die Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger (GDBA) und zu 25 Prozent der Schutzverband deutscher Schriftsteller auf. Sie gründeten dafür die Gemeinnützige Heimstättengesellschaft mbH „Künstlerheim“. Die Wohnungsvergabe erfolgte durch Vorschlag der beiden Verbände.
Rund tausend fortschrittliche, sozialdemokratisch oder kommunistisch orientierte Künstlerinnen und Künstler, aber auch Bühnenarbeiter, Garderobieren und andere Beschäftigte, oft mit geringem Einkommen, fanden hier günstigen Wohnraum. Die Siedlung, im Volksmund „Rote Hungerburg“, geriet deshalb frühzeitig ins Visier der Nationalsozialisten.
Schon am 15. März 1933 stürmten Nazis die Siedlung. SA-Angehörige drangen in die Wohnungen der Künstlerinnen und Künstler ein, verhafteten und verschleppten viele. Ein Teil ihrer Bücher wurde auf den Laubenheimer Platz geworfen und verbrannt. Viele Bewohnerinnen und Bewohner sahen sich zur Emigration gezwungen.
In den fünfziger Jahren ging die Künstlerkolonie wieder in den Besitz der gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft Gehag über, die einen modernen vierten Wohnblock errichtete. Seit 1990 steht die Gartenstadt am Südwestkorso mit der Künstlerkolonie unter Denkmalschutz. Für die bekannteren Künstlerinnen und Künstler sind inzwischen Berliner Gedenktafeln an den Hauseingängen angebracht. Der Verein „KünstlerKolonie Berlin e.V., gegründet 1987, sorgt für die Pflege der Geschichte und organisiert Veranstaltungen. Heute gehört der Wohnungsbestand zur Vonovia, die Mieten sind deutlich gestiegen.
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